Das Belastungs-EKG (=Ergometrie)
Wann wird eine Ergometrie durchgeführt?
Die Untersuchung wird u.a. bei Patienten mit Brustschmerzen
im Sinne einer Angina pectoris durchgeführt, um das Vorliegen
einer Minderdurchblutung des Herzmuskels (=koronare Herzkrankheit,
KHK) bei Belastung zu bestätigen oder auszuschließen.
Auch bei körperlich aktiven Menschen und Sportlern sollte ab
dem 40. Lebensjahr im Rahmen der Vorsorge eine Belastungsuntersuchung
je nach sportlicher Belastungsintensität und Sportart erwogen
werden. Bei Tauglichkeitsuntersuchungen (z.B. Tauchen, Fallschirmspringen)
ist u.a. diese Untersuchung ab dem 40. Lebensjahr sogar vorgeschrieben.
Bei hohen Ausdauerbelastungen (z.B. Marathon, Triathlon) empfehle
ich, die Ergometrie im Rahmen der Trainingsvorbereitung ebenfalls
durchzuführen.
Neben der Aufzeichnung des EKG´s im Rahmen der KHK-Diagnostik
ist mit den gemessenen Blutdruck- und Pulswerten auch die Beurteilung
der Blutdruckregulation, Belastbarkeit und des Trainingszustandes
möglich.
Prinzip der Ergometrie:
Durch die dynamische Belastung auf dem Fahrradergometer
wird unter kontrollierten Bedingungen eine Steigerung des Sauerstoff-Verbrauchs
am Herzmuskel erreicht, die beim Gesunden zu keinen objektiven krankhaften
Befunden oder subjektiven Beschwerden führt. Bei einer Verengung
der Herzkranzgefäße ( der „koronaren Herzkrankheit=KHK“)
wird die Sauerstoff-versorgung des Herzmuskels mit dem Blut unzureichend.
Folgen wären dann das Auftreten pathologischer EKG- Veränderungen
und/oder stechende Brustbeschwerden (=Angina pectoris). Ferner wird
die Kreislaufregulation (Blutdruck und Puls) während und nach
der Belastung gemessen, um das Blutdruckverhalten und die Pulsfrequenz
zu beurteilen.
Vorbereitung der Ergometrie:
Vor der Belastungsuntersuchung erfolgt eine Erhebung
der Krankengeschichte und der Symptomatik sowie die Erfassung der
aktuellen Medikamenten-einnahme, die u.U. Einflüsse auf das Ergebnis
des Belastungs-EKGs haben kann. Eine akute Erkrankung (z.B. Infekte,
Magen-Darm-Beschwerden, akute Rücken- bzw. Gelenkbeschwerden)
sollte nicht bestehen. Es folgt die klinische Untersuchung mit Abhören
des Herzens und der Lunge.
Das Fahrradergometer wird dann auf eine bequeme und optimale Sitzhöhe
eingestellt und der Ablauf der Untersuchung mit dem Patienten/der
Patientin besprochen.
Durchführung der Belastungsuntersuchung
Nach Anlage der EKG-Elektroden, Messung von Ruhe-Blutdruck,
Herzfrequenz sowie einer Analyse des Ruhe-EKGs wird die Belastung
auf dem Fahrradergometer nach einem definierten Protokoll begonnen,
wobei die Gesamtbelastungsdauer etwa 9–12 Minuten nicht überschreiten
sollte. Beim Sportleistungstest kann die Belastungsdauer je nach Kondition
des Probanden auch länger dauern.
Für Belastungsuntersuchungen mittels Fahrradergometer
wurde von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ein Schema vorgeschlagen,
mit dem sich bei den meisten Patienten eine hinreichende Ausbelastung
erzielen lässt: Dieses Schema sieht eine Belastungssteigerung
um jeweils 25 Watt alle 2 min vor, beginnend mit 25 Watt oder 50 Watt.
Für sehr leistungsfähige Patienten hat sich das BAL-Schema
(BAL=Bundes-ausschuss für Leistungssport) bewährt, das initial
von 50 Watt, bei männlichen Sportlern von 100 Watt, ausgeht.
Die Leistung wird bei diesem Protokoll alle 3 min um jeweils 50 Watt
gesteigert. Die maximal zu erreichende Herzfrequenz kann aus der Formel
220 minus Alter (Jahre) bei einer Standardabweichung von 10–12
Schlägen pro Minute errechnet werden.
Während der gesamten Belastungsuntersuchung und
in der Erholungsphase nach Ende der Belastung wird der Patient/die
Patientin sorgfältig überwacht. Es erfolgt eine permanente
Beobachtung (Hautveränderungen, Kaltschweißigkeit, Schwitzen?),
Fragen nach Beschwerden (Schmerzen, Atemnot, Erschöpfung?) und
eine regelmäßige Messung von Herzfrequenz und Blutdruck.
Die Pulsfrequenz wird dabei mit dem EKG kontinuierlich gemessen, der
Blutdruck am Ende jeder Belastungsstufe automatisch bzw. manuell registriert.
Bei Beschwerden bzw. kritischen Veränderungen von EKG, Herzrhythmus
oder Blutdruck wird die Belastung ggf. vorzeitig abgebrochen.
Auswertung der Belastungsuntersuchung
Die Bewertung der Untersuchung erfolgt nach folgenden Kriterien:
- Beschwerden
- EKG-Veränderungen als Hinweis auf eine KHK
- Herzrhythmusstörungen
- Pulsverhalten
- Blutdruckverhalten
und wird im Anschluss an die Untersuchung mit dem Patienten hinsichtlich
dieser Kriterien und möglicher Konsequenzen ausführlich
besprochen.
Hinweis für Patienten: für die Untersuchung
sollten leichte Sportsachen, feste Schuhe und ein Handtuch mitgebracht
werden. Die letzte Mahlzeit sollte mindestens 1-2 Stunden zurückliegen.